zurück Leserbrief: Hagelflieger

Pfullingen, 11. September 2014: Hagelflieger - "Muss der Mensch jetzt auch das Wetter mit giftigen Stoffen bekämpfen?"

"Wir rannten in den ersten Stock und plötzlich brachen alle drei Dachflächenfenster auf einmal rein." (28.07.13, meine Großeltern, wohnhaft Grafenberg) Grafenberg hat es am schlimmsten getroffen. Jede/r kennt die Bilder, jede/r kennt Jemanden, der betroffen war oder war es selber: Das unglaublich schlimme Unwetter vom 28. Juli 2013 hier in der Region. Dass es dann engagierte BürgerInnen gibt, die daraufhin etwas Gutes tun wollen, kann ich nur gut nachvollziehen, besonders als Jemand, der an diesem Tag selber nur einen Starkregen abbekommen hat. Viele Möglichkeiten fallen mir ein um den betroffenen Menschen zu helfen. Aber einen Verein zu gründen um hochgiftiges Silberjodid zu versprühen? Ich glaube darauf wäre ich nicht gekommen. Etwas genauer habe ich mich deswegen mit dem Thema befasst. Dabei bin ich auf Sätze wie diese gestoßen: "Mit dem jetzigen Kenntnisstand können die Umweltrisiken durch den Einsatz von Silberjodid zur Hagelbekämpfung dennoch nicht abschließend entschieden werden. Es ist zwar bekannt, dass der Stoff bereits bei sehr niedrigen Konzentrationen akute und chronische Wirkungen bei Umweltorganismen hervorruft, dennoch fehlt für eine abschließende Bewertung das Wissen um die lokal vorherrschenden Umweltbedingungen." (Umweltbundesamt). Zudem ist die Wirkung wissenschaftlich sehr umstritten. Ob das oben genannte Unwetter hätte verhindert oder die Schäden zumindest begrenzt werden können, kann nie beantwortet werden; wie die Langzeitwirkung bei regelmäßiger Ausbringung dieses toxischen Stoffes durch Hagelflieger ist, weiß bisher auch niemand. Wäre es denn nicht sinnvoll zuerst in die Forschung zu investieren, die Bevölkerung dann objektiv und wissenschaftlich fundiert aufzuklären und sich dann über eine Finanzierung eines Fliegers Gedanken zu machen? Und nicht andersrum?

Pfullingen Malin-Sophie Hagel